Morgenmenschen und Abendmenschen – zwei verschiedene Leistungskurven
Einige Menschen brauchen morgens keinen Wecker zum Aufstehen, sind am liebsten so früh wie möglich im Büro und schon morgens gut gelaunt. Für andere ist frühes Aufstehen eine Qual, am frühen Morgen sind sie grundsätzlich nicht richtig leistungsfähig, die Laune ist auf dem Tiefpunkt. Dafür sind sie am Abend noch lange aufnahme- und leistungsfähig. Der Unterschied zwischen Morgenmenschen und Abendmenschen oder auch zwischen Lerchen und Eulen lässt sich nicht übersehen und auch nicht wegdiskutieren. Die beiden Typen folgen einem unterschiedlichen Rhythmus, der über den gesamten Tag hinweg zu unterschiedliche Leistungskurven führt. Ihre Leistung steigt und fällt zu unterschiedlichen Tageszeiten, anders ausgedrückt sind Lerchen und Eulen zu verschiedenen Tageszeiten auf dem Höhepunkt ihrer geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit. Eulen können auch am Abend noch fit und konzentriert sein, noch lange nachdem Lerchen bereits müde geworden sind und abgeschaltet haben. Dafür sind Lerchen am Morgen im Vorteil.
Diese Unterschiede haben nicht unbedingt mit der Schlafmenge, zu tun, die jemand benötigt. Diese Menge verändert sich erstens mit dem Alter und ist zweitens bei unterschiedlichen Personen verschieden. Der Durchschnittswert liegt bei ungefähr sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht. Es ist durchaus möglich, dass jemand, der von Natur aus eine Eule ist, weniger Schlaf braucht als jemand, der von Natur aus eine Lerche ist. Ob man Kurz- oder Langschläfer ist, hat nicht zwangsläufig damit zu tun, wann man schläft. Umgekehrt lässt sich nicht an der Schlafmenge, die jemand braucht, erkennen, ob er zum Morgen- oder zum Abendmensch neigt.
Ob man genug Schlaf bekommt, hat wiederum einen ganz eigenen Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit, denn Schlafmangel ist ein absoluter Leistungskiller. Beim Gegensatz zwischen Eulen und Lerchen geht es aber viel mehr darum, wann man diesen Schlaf braucht.
Ob man Morgen- oder Abendmensch ist, ist Veranlagung, es hat nichts mit Gewohnheit zu tun. Man kann sich diesen natürlichen Rhythmus nicht abgewöhnen oder sich umtrainieren, man kann sich höchstens dazu bringen, auch gegen den eigenen Rhythmus aktiv zu sein. Damit erreicht man aber bei weitem nicht die Werte, die man erreichen könnte, wenn man nach der eigenen Leistungskurve funktionieren dürfte. Da unsere Lebensweise im Allgemeinen so funktioniert, dass Schul- und Arbeitstage am Morgen beginnen, werden Abendmenschen grundsätzlich dazu gezwungen, gegen ihren natürlichen Rhythmus zu leben und leistungsfähig zu sein. Auf Dauer kann das sogar ungesund sein, es wird sehr viel Potenzial verschenkt, weil Abendmenschen während der Arbeitszeiten gar nicht richtig zur Höchstform auflaufen können. Andersherum betrachtet bedeutet diese Lebensweise einen Vorteil für Morgenmenschen, die aber insgesamt gesehen gegenüber den Abendmenschen in der Minderheit sind.
Wenn man selbst zu den Personen gehört, die am frühen Morgen noch nicht voller Elan die Aufgaben des Tages angehen können, ist das prinzipiell kein Grund zur Sorge, sondern nur ein Signal dafür, dass man kein Morgenmensch ist. Man wird sich nie zu einem Morgenmenschen machen können, man kann nur dafür sorgen, dass man seinen Tag möglichst optimal gestaltet und sich morgens zum Beispiel mehr Anlaufzeit gönnen, um sich ein wenig wacher zu fühlen.
Ob man Morgenmensch oder Abendmensch ist, ist nicht nur für die geistige Leistungsfähigkeit entscheidend, sondern auch für die körperliche Leistungskurve. Als Abendmensch tut man dem Körper keinen Gefallen, wenn man morgens vor der Arbeit noch eine Runde Joggen geht. Dagegen sind spätere Tageszeiten wie der Nachmittag oder sogar der frühe Abend wesentlich besser geeignet. Genauso wenig ist es für Frühaufsteher sinnvoll, nach der Arbeit noch im Fitnessstudio vorbeizuschauen, weil der Körper zu diesem Zeitpunkt bereits dem Nullpunkt seiner Leistungsfähigkeit entgegengeht.